Alles versucht – aber die alte Linde schwelte weiter

Baum-Methusalem musste gestern Abend gefällt werden. Den Rauch entdeckten Mitarbeiter des städtischen Bauhofes, als sie gestern Vormittag die Eichen in der Hauptallee beschnitten. Bei näherem Hinsehen entpuppte sich die über 300 Jahre alte Linde an der unteren Hauptallee als Quelle des Qualms: Aus der vor zehn Jahren gekappten Krone des Baum-Veterans waberte grauer Rauch.

Das Feuer wurde gespeist durch Sauerstoff, der aus Öffnungen in der Stamm-Basis angesogen wurde der klassische Kamineffekt.

Zunächst versuchte die Pyrmonter Ortswehr, den Schwelbrand im Inneren der alten Linde von der Drehleiter DLK23/12 aus zu löschen. Der gegen 9.30 Uhr alarmierten Ortswehr Bad Pyrmont gelang es während eines ersten, fast zweistündigen Einsatzes denn auch nicht, das Feuer im Baum dauerhaft zu löschen. Wenige Minuten, nachdem die zwölf Mann um Einsatzleiter Michael Kuhn wieder abgerückt waren, züngelten aus den zuvor zur besseren Erreichbarkeit der Glutnester ins Totholz gesägten Löchern schon wieder die Flammen, und die Wehr musste erneut anrücken. Den letzten Einsatz hatten die Brandschützer dann gestern Abend, als Kurdirektor Heinz-Hermann Blome in Abstimmung mit der Landesdenkmalpflege beschlossen hatte, dass seine Mitarbeiter den wohl ältesten Baum des Kurbezirks fällen sollten. Es geht jetzt nicht mehr anders, sagte Blome, als er um kurz nach 20 Uhr zum dritten Mal an diesem Tag zum Brandort kam. Die Feuerwehr könnte nicht die ganze Nacht hier bleiben, um das Feuer in Schach zu handeln. Und das Staatsbad hat nicht die nötige Ausrüstung. Den ganzen Tag über waren diverse Versuche unternommen worden, um die Linde zu retten. Doch es erwies sich als unmöglich, die vielen Glutnester in dem von Insektengängen perforierten Holz zu ersticken. Denn das von oben in den Stamm gespritzte Löschwasser sickerte gleich wieder unten heraus, ohne die Brandherde erreicht zu haben. Mittags schaufelten Staatsbad-Mitarbeiter dann Erde um den Stamm herum, um die Sauerstoffzufuhr zu unterbinden. Wir tun alles Menschenmögliche, um den Baum zu retten, sagte Staatsbad-Gärtnermeister Michael Mäkler. Und auch der Kurdirektor ließ keinen Zweifel daran, dass ihm am Erhalt des Baum-Veteranen lag. Aber, so Blome am Abend: Wir sind mit unserem Latein am Ende. Warum und wie lange es im hohlen Linden-Innern schon geschwelt haben mochte, konnte niemand sagen. Vielleicht seit Silvester, mutmaßte ein Feuerwehrmann. Die Stürme der letzten Tage könnten dann dafür gesorgt haben, dass die Reste eines eventuell irregeleiteten Böllers den Baum erst richtig in Brand gesetzt hätten.

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